Community-Store der Open Industry 4.0 Alliance

App Store für Produzenten wird auf der SPS präsentiert

Aktuell entsteht ein App Store für die Community der Open Industry 4.0 Alliance. Betreiber ist der Kommunikationsspezialist Hilscher und im Angebot werden Industriesoftware und -hardware sowie Beratungsleistungen zu finden sein. Die CodeMeter-Technologie von Wibu-Systems verhindert unerlaubte Kopien der heruntergeladenen Anwendungen. Mehr Informationen gibt es auf der kommenden SPS-Messe in Nürnberg.

App-Anbieter können ihre Anwendungen auf dem Marktplatz mit CodeMeter schützen. (Bild: Wibu-Systems)
App-Anbieter können ihre Anwendungen auf dem Marktplatz mit CodeMeter schützen. (Bild: Wibu-Systems)

Die Mitglieder der Open Industrie 4.0 Alliance (OI4) haben eine Arbeitsgruppe gebildet, um die Grundidee eines offenen, hersteller- und hardwareunabhängigen App Stores umzusetzen. Das Ziel ist es, einen einheitlichen Prozess für verschiedene App Stores zu schaffen. Anbieter von Apps im industriellen Umfeld sollen ihre Produkte so auf standardisierte und sichere Art und Weise anbieten können. Zum anderen können Anwender in einem solchen App Store nach Produkten suchen, standardisiert übernehmen und in Betrieb nehmen. Die Standardisierungsbemühungen der OI4 sorgen zudem dafür, dass diese Apps, sofern sie diese Standards unterstützen, auch auf möglichst vielen Endgeräten laufen und untereinander Daten austauschen können, wenn dies gewünscht ist.

Präsentation auf der SPS

Der Start des Flagship Stores, den die Firma Hilscher in Zusammenarbeit mit der Open Industrie 4.0 Alliance konzipiert hat, ist für die SPS 2023 geplant. Er soll als Beispiel für die Umsetzung der OI4-Standardisierungsbemühungen in diesem Bereich dienen und App-Anbietern sowie -Anwendern helfen, einfach und sicher in die konkrete Zusammenarbeit und Umsetzung zu starten. Zur Automatisierungsmesse soll auch ein White Paper fertig sein, das Nutzer über die umzusetzenden technischen Details informiert, welche Bedingung für die Veröffentlichung einer OI4-konformen App im Store sind. Aber auch Apps, die diese Spezifikation noch nicht oder gar nicht erfüllen, können in das Angebot aufgenommen werden. Darüber hinaus spezifiziert ein weiteres White Paper das dazugehörige Manifest, das benötigt wird, um die technischen Details der App für den Upload in den App Store festzulegen.

Der OI4-Community Store

Hilscher Gesellschaft für Systemautomation hat in Abstimmung mit der Open Industry 4.0 Alliance und ihren Arbeitskreisen das Konzept der Anwendung entwickelt. Entstehen sollte ein Community Store für OI4-Mitglieder und Anwender auf Basis einer vollfunktionsfähigen, skalierenden E-Commerce-Plattform. Sie sollte zur SPS 2023 mit App-Partnern aus dem OI4-Umfeld an den Start gehen. Hilscher betreibt und verantwortet den Marktplatz. Jeder App-Anbieter kann dort selbständig mit seinem Software-Angebot auftreten. Der Erwerb kostenpflichtiger Apps über den Store soll ebenfalls möglich sein. Bezahlt wird etwa mit Kreditkarte, Lastschrift oder gegen Rechnung. Dabei treten die App-Anbieter als Verkäufer auf, sodass Anbieter und App-Nutzer Vertragspartner werden.

Die Technologie der App

Der Store nutzt Container-Technologie, eine Open Source-Anwendung zur virtualisierten Inbetriebnahme von Apps auf Industrie-PCs und Edge Gateways. Jede App, die als Container-App (etwa Docker) verfügbar ist, kann über den App Store somit ausgeliefert und in Betrieb genommen werden. Auch hier bemüht sich die OI4 um Vereinfachung und Standardisierung. Es liegt bereits ein Konzept vor, eine von der OI4 zu definierende Schnittstelle in teils bereits verfügbare Edge-Management-Systeme zu integrieren. Mit dieser API können künftig Apps aus dem Community Store automatisiert über die sogenannte digitale Lieferadresse übermittelt werden. Vom Edge-Management-System aus werden die Apps dann von den Betriebs- und Überwachungsverantwortlichen auf Shopfloor-Ebene auf die Endgeräte verteilt und in Betrieb genommen. Hilschers Geräte- und Applikationsverwaltungssystem NetField.io ist ein solches Edge Management System und kann im Zusammenspiel mit dem App Store genutzt werden.

Beratung und Hardware

Auch Beratungs- und Service-Leistungen sowie auf industrielle Kommunikation ausgerichtete Hardware wie Gateways, Edge Gateways und Industrie-PCs sollen über den Store verkauft werden. Der Betreiber Hilscher hat angekündigt, weitere Partner und Anbieter für das Konzept gewinnen zu wollen. Interessierte können beim Marktplatz-Betreiber schon jetzt weiterführende Informationen anfordern.

Mit CodeMeter geschützt

Um die Apps und das geistige Eigentum darin gegen unbefugte Nutzung zu schützen, setzt Hilscher CodeMeter von der Firma Wibu-Systems ein. Die Technologie wurde bereits integriert, sodass Anbieter ihre Apps optional vor dem Upload in den App Store damit schützen können. Mit der CodeMeter Protection Suite können Apps in wenigen Minuten automatisch verschlüsselt und mit einer Lizenzprüfung versehen werden. Die Suite ist für viele Programmiersprachen und Umgebungen verfügbar. Nach Herstellerangaben werden alle Umgebungen unterstützt, die klassischen Maschinencode erzeugen, zum Beispiel C/C++, Rust und Go, aber auch Sprachen, die Intermediate Code erzeugen, wie Java und .NET. Skriptsprachen wie Python und JavaScript, bei denen der Source Code ausgeliefert wird, werden ebenfalls unterstützt. Zudem steht ein Lizenzierungs-API zur Verfügung, wenn einzelne Features lizenziert werden sollen, oder Freemium-Modelle gewünscht sind. Die automatische Verschlüsslung soll vor Produktpiraterie und Reverse Engineering schützen. Die Software-Schlüssel – Tickets genannt – zum Freischalten der App werden beim Download zur Verfügung gestellt. Beim Aktivieren der Lizenz wird diese an das zu aktivierende Gerät gebunden, um die Vervielfältigung der Software, zum Beispiel durch Kopieren des Docker-Containers, zu unterbinden.

Lizenzen aktivieren per Klick

Weiterhin hat Hilscher in Kooperation mit Wibu-Systems die ‚NetField App License Server‘ als Container-App entwickelt, die auf den gleichen Edge-Geräten des Anwenders laufen kann wie die Code-Applikation selbst und damit die Nutzung der Wibu-Technologie auf Shopfloor-Ebene enorm erleichtert. Die App kommuniziert im Hintergrund mit CodeMeter License Central, die automatisiert Lizenzen erzeugen, verteilen und verwalten kann. Der App-Anwender wählt unter den verfügbaren Lizenzen zur Nutzung der Apps die gewünschte aus und aktiviert diese mit einem Klick.

Einfacher Zugang zu Software

Wibu-Systems und Hilscher arbeiten gemeinsam daran, die Nutzung der Container-Technologie für den Einsatz in der Produktion für alle Beteiligten so einfach und sicher wie möglich zu gestalten. Für die Anwender, die mit Container-Technologie und Edge Computing dem steigenden Produktivitätsdruck und Fachkräftemangel entgegenwirken wollen. Und für die App-Anbieter, die mit ihren Anwendungen den einfachen und sicheren Zugang zum Markt der digitalen Produktion suchen. Ohne dabei den Schutz des geistigen Eigentums in ihren Produkten zu vernachlässigen.







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