Der Einsatz von Identifikationssystemen verlangt dem Anwender häufig einen Kompromiss zwischen Reichweite und Genauigkeit ab, zudem erfordern viele marktgängige Lösungen den Einsatz feststehender Reader. Bild: Ubisense AG

Automatische Werkzeugsteuerung

Bei BMW steuert das Echtzeit-Ortungssystem bereits seit dem Jahr 2008 den Einsatz von EC-Schraubern. Im Werk Regensburg erhält jedes Fahrzeug auf dem Montageband und jedes Schraubwerkzeug an der Linie einen Funktag. 470 Sensoren sind entlang der Montagelinie montiert, so dass Fahrzeuge und Werkzeuge jederzeit identifiziert und ihre Bewegungen verfolgt werden können. In der Software sind Zonen definiert, die sich dynamisch mit den Fahrzeugen bewegen. Tritt ein Werkzeug in diese ‚Hüllkurve‘ ein, übermittelt das System dieses Ereignis an die Werkzeugsteuerung, zusammen mit der Fahrzeug-Identifikation und der Werkzeug-Kennnummer. Anhand dieser Informationen aktiviert die Werkzeugsteuerung das korrekte Programm, das manuelle Scannen an Arbeitsstationen entfällt, so dass erheblich Zeit eingespart wird.

Werkübergreifende Produktionsüberwachung in Echtzeit

Bei Airbus wurden zunächst in den Flugzeugwerften in Hamburg, dem französischen St.Nazaire sowie in Broughton, Großbritannien, Sensoren über den kritischen Montagebereichen installiert und mit einem Standard-LAN vernetzt. Jede Komponente erhält beim Eintritt in die Montage ein Tag mit den entsprechenden Bauteildaten. Den Bauteil-Fertigungsschritten sind räumliche Zonen im System zugeordnet. So lässt sich die Position aller Komponenten in Echtzeit über die einzelnen Stationen verfolgen. Per Zugriff über den firmeninternen WAN erhält der Verantwortliche in Toulouse jederzeit einen aktuellen Einblick in den Produktionsstatus: Die Position jedes Bauteils in der Montagelinie kann ebenso angezeigt werden wie ein Überblick über die in Produktion befindlichen Komponenten – einschließlich des Grads der Fertigstellung. Liegt eine Komponente hinter dem Zeitplan, kann er eingreifen. Auch eine Umstellung der Reihenfolge der Modell-Fertigstellung lässt sich nun leichter durchführen.

Staplerführung in der Versandlogistik

Bei Herma wurden Ortungstags auf den Gabelstaplern installiert, welche die Ware aus der Produktion in den Versandbereich und dann zu den LKW befördern. Die Paletten werden zur Identifikation gescannt, beim Abladen wird die Position in der Umschlagshalle erfasst. In Kombination mit einer Middleware unter dem führenden SAP-ERP-System zeichnet die Ubisense-Software die Ortungsinformationen auf, verbindet sie mit der Ident-Nummer der Palette und gibt sie an das Wareninformationssystem weiter. Die Staplerfahrer sehen auf einem Terminal am Fahrzeug, wo genau sich die gesuchte Palette in der Halle befindet. Da auch die verladenden Stapler kontinuierlich geortet werden, erkennt das System sofort, wenn ein Stapler die falsche Palette anfährt und warnt den Fahrer.

Von der Einzelinstallation zur Standardlösung

Das auf Basis dieser Projekte entwickelte Smart Factory-Standardsystem bildet über unterschiedliche Module verschiedenste Aufgabenstellungen in der Fertigung ab. Bei Daimler in Sindelfingen ging die Lösung im Sommer 2013 in der Endmontage der neuen S-Klasse in den operativen Betrieb. Weitere Anwendungen befinden sich in der Testphase.