Wie Ophardt Maritim die ZeroDark-Boote konstruiert

Pfeilschnelles Engineering

Vor der Umstallung der CAD-Systemlandschaft war alles auf die Konstruktion der Bootsrumpfe ausgerichtet. Als das Portfolio um komplett ausgestattete Boote erweitert wurde, zeigten sich die Grenzen der Top-Down-Entwicklungsprozesse. Diese Limitationen sind heute Geschichte. (Bild: OP-Shipp Module GmbH)
Vor der Umstallung der CAD-Systemlandschaft war alles auf die Konstruktion der Bootsrumpfe ausgerichtet. Als das Portfolio um komplett ausgestattete Boote erweitert wurde, zeigten sich die Grenzen der Top-Down-Entwicklungsprozesse. Diese Limitationen sind heute Geschichte. (Bild: OP-Shipp Module GmbH)

Problemlos parallel arbeiten

Das Projekt startete im Jahr 2019 und als Implementierungspartner wurde das Systemhaus Inneo ausgewählt. In mehreren Sitzungen analysierten die Ellwangener PTC-Spezialisten die aktuelle Hard- und Software- sowie Datensituation und entwickelten eine Strategie für die Umstellung. Ein Bestandteil dieser Strategie war die Anbindung der CAM-Arbeitsplätze, um NC-Programme mit den Konstruktionsdaten zentral verwalten zu können. Heute werden Neukonstruktionen mit einem Designer aus Barcelona und einem Schiffsbauingenieur sowie einem Layoutspezialisten gestartet. Die Modelle werden Bottom-Up aufgebaut, sodass aus Einzelteilen Baugruppen, Oberbaugruppen und schließlich das Komplettmodell entstehen. Die Grundmaße sind dabei in einer Skelettdatei abgelegt und in die Baugruppenstruktur verlinkt. So bleibt der Vorteil der Parametrisierung gewahrt, für individuelle Anpassungen lassen sich die Baugruppen jedoch unabhängig voneinander öffnen, kopieren und bearbeiten. „So können wir parallel an einem Bootsmodell und damit effizienter und schneller arbeiten“, erläutert Bouassaria. „Und Windchill verhindert, dass man sich gegenseitig die Arbeit überschreibt.“

Mit Spezialsoftware simuliert

Die Herausforderungen im Bootsbau sind mannigfaltig. Die Position des Schwerpunkts ist zum Beispiel sehr wichtig, damit das Boot richtig im Wasser liegt und unter allen Bedingungen sicher zu fahren ist. Der Schwerpunkt darf sich durch Passagiere und Zuladung deshalb nicht allzu sehr verschieben – das lässt sich in einem vollständigen Modell des Boots sehr schön virtuell überprüfen. Die Festigkeit des Bootsrumpfs und der Einbauten wird virtuell getestet. Zum einen steht den Ingenieuren Creo Simulation zur Verfügung, um überschlägig ihre Konstruktionen zu simulieren. Um noch realistischere Ergebnisse zu erhalten, setzt Ophardt Maritim zum anderen die Simulationswerkzeuge von Ansys ein. „Die hohen Geschwindigkeiten, die unsere Boote erreichen, lassen sich in keinem Schlepptank dieser Welt physisch testen“, sagt Bouassaria, „deshalb sind wir dabei, auch Strömungssimulation für die Auslegung der hydrodynamischen Form unserer Boote zu nutzen.“

Flexibel durch formlosen Bau

„Das Schöne am Alubootsbau ist, dass man keine Formkosten hat“, wirft CEO Michael Mathias ein. „So können wir im Gegensatz zu Werften, die GFK-Boote bauen, jederzeit an der Rumpfform optimieren oder auf Anforderungen des Kunden reagieren. Unsere durchgängige Entwicklungsumgebung unterstützt uns dabei: Man ändert das Modell, passt die Flächen an, erstellt die Abwicklungen und gibt die Daten an die CAM-Programmierung weiter, wo dann die Programme für die neuen Bleche erstellt werden. Lasern, Schweißen, fertig ist der neue Rumpf – und alle Unterlagen bis hin zur Dokumentation passen sich aufgrund der Datendurchgängigkeit an.“