IT&Production: Sie sprachen von einem integrierten Ansatz – welche Schnittstellen bieten Sie zwischen Entwicklungssoftware, Geschäftslösung und Automatisierung an?

Brandl: Wir können sowohl innerhalb unserer eigenen Lösung den kompletten CAE-Prozess mit P8 für das Elektro-Engineering über Eplan Pro Panel für die räumliche Anordnung im Schaltschrank bis in die NC-Fertigung abbilden, als auch eng in die angrenzenden Lösungen wie Enterprise Resource Planning und Product Lifecycle Management integrieren. In diesem Bereich sind wir heute sehr gut positioniert und können so genannte End-to-end-Prozesse vollständig abbilden. Beispielsweise stellen wir Schnittstellen für verschiedene CAD-Anbieter wie Autodesk zur Verfügung oder für SAP ERP. Das vermeidet Medienbrüche zwischen den Disziplinen und das Vorhalten redundanter Daten. Gleichzeitig lässt sich unsere Engineering-Software aufgrund des modularen Aufbaus auch schrittweise im Unternehmen einführen, so dass Firmen zunächst mit Einzelplatzlösungen starten können, ehe sie sukzessive CAD, PLM und ERP integrieren.

„Im Zusammenspiel verschiedener Lösungen wie ERP, PDM und CAx steckt jede Menge Potenzial, um die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu steigern.“
(Brandl)

IT&Production: Welches System sehen Sie dabei als Leitsystem? Liegt Ihr Fokus eher auf der PLM-Integration, oder bei der Anbindung an ERP-Systeme?

Brandl: Das ist immer eine Frage des Fokus beim Kunden, da prinzipiell beide Systeme relevant sind, auch abhängig von der jeweiligen Phase im Produktlebenszyklus. Bei Kunden, die sich auf die kosteneffiziente Produktion bereits standardisierter Anlagen spezialisiert haben, wird die Anbindung an das Enterprise Resource Planning vorrangig sein, um beispielsweise fertige Stücklisten und Daten für die Auftragsabwicklung übergeben zu können. Andererseits kann ein Unternehmen sein Innovationspotenzial in der Entwicklung nicht ausschöpfen, wenn nur auf das Enterprise Resource Planning-System geschaut wird, da die unterschiedlichen Unternehmensprozesse im Engineering wie beispielsweise mechatronische Konzepte damit nicht tief genug durchdrungen werden. Liegt daher der Fokus eines Kunden oder einer Unternehmenseinheit auf dem Entwicklungsprozess, so sind dort entsprechend die Product Lifecyle- und Produktdatenmangement-Systeme führend.

IT&Production: Systemintegration bedeutet auch Schnittstellengestaltung und Implementierungsaufwand. Sehen Sie sich eher als Anbieter, oder auch als Beratungshaus?

Brandl: Erst die Gesamtlösung generiert den vollständigen Kundennutzen, nicht die Software allein. Während wir in der Vergangenheit als CAx-Anbieter eher ein Systemhaus waren, bieten wir seit mehreren Jahren mit unserer Beratungseinheit ‚Professional Services‘ auch individuelle Beratung entlang des Produktentstehungsprozesses an. Als Beispiele seien Prozessoptimierung und Schnittstellengestaltung genannt. Stichwort SAP-Integration: In der Regel lassen sich 80 Prozent der Installationen ‚Out-of-the-box‘ umsetzen. Die restlichen 20 Prozent müssen angepasst werden, denn auch Teile der ERP-Installation sind auf das Unternehmen zugeschnitten und wurden im jahrelangen Einsatz teils erheblich verändert. Das wiederum setzt Verständnis der Prozesse im Betrieb voraus – und die Fähigkeit, dem Kunden die Vorteile der notwendigen Anpassungen zu vermitteln. Unser Anliegen ist dabei, als Lösungsanbieter den unternehmerischen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden zu steigern. Die Praxis zeigt: Während wir im deutschsprachigen Bereich zahlreiche Dienstleistungen etwa zur Eplan Electric P8-Integration anbieten, erfolgt der Auslandsrollout der Lösung stärker auf Produktbasis.

IT&Production: Stichwort Ausland – wie sehen Ihre weiteren Pläne zur Internationalisierung des Unternehmens aus?

Brandl: Wir werden definitiv unsere internationale Präsenz weiter ausbauen. Schon jetzt sind wir in 50 Ländern präsent. Dabei kommt uns auch unser Vorgehen in der Krise zugute. Forschung und Entwicklung tragen maßgeblich zum Erfolg unseres Unternehmens bei, daher haben wir den Personalstand bei den Ingenieuren stabil gehalten und somit kein Know-how verloren. Das bietet eine gute Basis zum Durchstarten. Im Fokus bei der Erweiterung unserer Marktanteile liegen neben Nordamerika und China vor allem die anderen BRIC-Staaten Brasilien, Russland und Indien. Gerade Asien, mit China im Speziellen, sehen wir als zentralen Markt der Zukunft, in dem wir weiter überproportional wachsen wollen.

(mec):