Beispiel für die Anzeige eines Füllstand-Trends mit einem Alarm der Priorität 2: Der normale Betriebsbereich ist deutlich markiert, Abweichungen vom Normalzustand können so vom Bedienpersonal schon vor Auftreten eines Alarms erkannt werden. Bild: PAS

Farbwahrnehmung und Mustererkennung

Hochleistungs-HMIs verwenden eine begrenzte Anzahl gut unterscheidbarer Farben. Jede Farbe hat auf allen Anzeigen eine festgelegte, einheitliche Bedeutung. Damit können Bediener wichtige Informationen mit einem Blick ablesen. Einheitlichkeit ist hier der Schlüssel zum Erfolg, speziell bei der Reservierung der hellen, auffälligen Farben. Das menschliche Auge wird von Natur aus durch helle Farben angezogen; deshalb sollten diese Farben für die Anzeige von Ausnahmezuständen reserviert werden. Der häufigste Verstoß gegen dieses Prinzip findet sich in der Darstellung laufender und angehaltener Betriebsmittel.

Im Falle von zwei Pumpen, bei denen eine als Reserve fungiert, werden diese Geräte normalerweise in den Farben Grün und Rot angezeigt – obwohl es sich hier um eine völlig normale Situation handelt. Ein durchdachtes HMI sollte die Pumpen in Grauwerten darstellen, helle Farben wie Rot sollten Ausnahmen wie Alarmen vorbehalten sein. Eine optimale Alarmdarstellung nutzt aber auch Formen und Text, um die Schwere einer Ausnahmesituation anzuzeigen, denn nicht alle Menschen können Farben gleich gut unterscheiden. Eine ideale Alarmdarstellung wäre ein rotes Quadrat mit einer ‚1‘ für einen Alarm der ersten Priorität. Als Menschen verfügen wir zudem über die Fähigkeit, Muster zu erkennen. Planer von HMIs nutzen diesen Umstand, indem sie einfach auszuwertende Grafiken, häufig mit Trendanzeigen, erstellen. Ein weiteres Hilfsmittel für die Mustererkennung sind Analoganzeigen: Bei kluger Gestaltung können Bediener auf einen Blick erkennen, ob und welche Werte genauer untersucht werden müssen. Häufig ist es sinnvoll, die beiden Konzepte in einem Grafikelement zu kombinieren, um eine drohende Ausnahmebedingung hervorzuheben.

Klare Anzeige-Hierarchie schafft Orientierung

Alle Anzeigen sollten dabei in einer Hierarchie unterteilt werden, die schrittweise in die Detaildaten führt. Denn Anzeige-Ebenen kombinieren umfassende Prozessdarstellung mit der Möglichkeit, gezielt zu Informationen vorzudringen. Eine Hierarchie mit vier Ebenen gilt als optimal:

  • Ebene 1 zeigt eine Übersicht mit dem Verantwortungsbereich des Bedieners.
  • Ebene 2 stellt die Teilanlagensteuerung mit Unterbereich dar.
  • Ebene 3 führt Teilanlagen-Details mit einzelnen Geräten oder Reglern auf.
  • Ebene 4 liefert Teilanlagen-Zusatzdarstellungen, etwa von Verriegelungen, Notabschaltungen und Diagnose-Bildschirme.
Bei der schematischen Darstellung einer Anlage ist der Bildschirm vielfach mit Rohdaten überfrachtet. Vom Bediener wird Interpretation gefordert, verfahrenstechnische Zusammenhänge sind kaum problemlos zu erfassen. Bild: PAS

Zuverlässigkeit von Bedienereingriffen erhöhen

Durch die Optimierung des Alarmsystems und die Implementierung von Hochleistungs-HMIs lässt sich die Zuverlässigkeit der Bedienereingriffe deutlich steigern. Dieses Vorgehen versetzt Bediener in die Lage, zu agieren anstatt nur zu reagieren. So kann das Personal im Leitstand Probleme schon in der Entstehung erkennen und eingreifen, bevor es zu einer Störung kommt. Eine Verbesserung der Bedienereffzienz ist auf diese Weise für jeden Prozesstyp möglich, da die ‚menschlichen Faktoren‘ für alle Industriebereiche gelten. Durch diese systematischen, ergonomischen Änderungen an den Alarmsystemen und HMIs lässt sich menschliches Versagen minimieren und eine Bedienermentalität unterstützen, die zu mehr Sicherheit, Produktivität und Rentabilität beiträgt.