SAP S/4Hana-Migration bei Viessmann

Big Bang in 34 Ländern

Die neue Funktionalität Material Resource Planning brachte 86 Prozent Zeitersparnis bei der Materialbedarfsplanung. (Bild: ©NERYX/stock.adobe.com)
Die neue Funktionalität Material Resource Planning brachte 86 Prozent Zeitersparnis bei der Materialbedarfsplanung. (Bild: ©NERYX/stock.adobe.com)

IT- und Organisationswandel

Ziel des Projektes war die weltweite Harmonisierung aller unternehmensinternen, bisher in den einzelnen Ländern unterschiedlich organisierten Prozesse – vom Einkauf über die Auftragserfassung bis zur Produktion. Doch die Prozessoptimierung beschränkte sich nicht nur auf IT-Themen, denn in der Regel sind sie mit einem Organisationswandel verbunden. Daher war es den Verantwortlichen bei Viessmann wichtig, ihre Mitarbeiter so früh wie möglich in das Projekt zu integrieren. Beim Change Management kam das sogenannte Global Process Ownership ins Spiel. Dabei erarbeitet jeweils ein Mitarbeiter gemeinsam mit den Ländergesellschaften global einheitliche Prozesse für Bereiche wie Einkauf, Finanzen, Produktion, Lager und Logistik.

Prozesse beibehalten

Der Umstieg auf eine neue ERP-Generation ist in der Regel sehr aufwendig. Um den Aufwand so gering wie möglich zu halten, entschieden sich die Verantwortlichen von Viessmann für einen goldenen Mittelweg. Sie wollten die Unternehmensprozesse weder komplett neu aufsetzen noch vollständig übernehmen. Vielmehr selektierten sie gemeinsam mit dem SAP-Partner cbs die zukunftsfähigen und bereits harmonisierten Prozesse aus der bisherigen ERP-Landschaft, übertrugen sie ins neue System und reorganisierten die übrigen Prozesse. Dabei konnten 60 Prozent der bisherigen Prozesse übernommen werden, 40 Prozent wurden vom Projektteam neu aufgesetzt.

Material Resource Planning

Als eine nützliche Funktion des neuen Systems erweist sich das Material Resource Planning, kurz MRP. Dadurch steht das in der Produktion benötigte Material zum genau passenden Zeitpunkt bereit. Das soll sicherstellen, dass die Produktion nicht von etwaigen Verzögerungen, etwa bei der Rohstoffversorgung oder beim Transport, beeinträchtigt wird. In der Materialbedarfsplanung etwa konnte die Berechnungszeit so von früher sechs Stunden auf jetzt 50 Minuten verkürzt werden.

Klassische Funktionen

Mit seinem ERP-Projekt etabliert Viessmann eine stabile Prozesslandschaft auf einem durchgängig digitalen Kern, der sich sich weiterentwickeln lässt. Dabei handelt es sich um die für den Heizsystemtechnikspezialisten relevanten Kernprozesse, in der Regel klassische ERP-Funktionen – von der Finanzbuchhaltung über den Einkauf bis hin zum Vertrieb.


Brownfield vs. Greenfield

Bei der Migration auf SAP S/4Hana fallen immer wieder die Begriffe Greenfield und Brownfield. Beim Brownfield-Ansatz werden vorhandene Prozesse und Daten technisch ins neue System konvertiert. Dies bringt geringes Risiko und eine zügige Implementierung. Allerdings lassen sich dadurch weder die bestehende Systemkomplexität verringern noch das volle Potenzial der neuen ERP-Lösung ausschöpfen. Demgegenüber übernehmen die Verantwortlichen beim Greenfield-Ansatz allenfalls die Daten und setzen alle Unternehmensprozesse in SAP S/4Hana neu auf. Sie starten gewissermaßen auf der grünen Wiese, ohne Altlasten. Dies birgt wiederum lange Projektlaufzeiten und hohe Kosten. Die Verantwortlichen bei Viessmann entschieden sich für eine Kombination aus beiden Ansätzen: Sie nutzen S/4Hana als Basis für Innovationen und kreieren darauf verschiedene neue Prozesse. Gleichzeitig übernahmen sie alle zukunftsfähigen Prozesse aus dem Altsystem.