VIBN richtig projektieren – Die Produktivphase (2/2)

In den Produktiv-Modus gehen

Im VDMA-Leitfaden Virtuelle Inbetriebnahme wird der Technologieeinstieg in eine Pilotphase und eine Produktivphase gegliedert. Dieser Artikel behandelt den zweiten Abschnitt, also wie Firmen VIBN und Engineering zusammenbringen.

 (Bild: VDMA e.V.)
(Bild: VDMA e.V.)

Um Maschinen- und Anlagenbauern den Einstieg in die virtuelle Inbetriebnahme (VIBN) zu erleichtern, hat der VDMA im Jahr 2020 einen Leitfaden veröffentlicht. Den Technologie-Rollout gliedern die Autoren in die beiden Abschnitte Pilotphase und Produktivphase. Die Pilotphase hat die Zielstellung, Erfahrungen mit dem Thema VIBN zu sammeln. Ist dieses Wissen verfügbar, kann die Produktivphase beginnen.

Die Produktivphase

Die Ziele der Produktivphase sind den bisher separierten Prozess der VIBN mit dem Engineering zusammenzuführen. Ein erster Schritt zur Etablierung der VIBN, ist die mittel- und langfristige Planung der strategischen Ziele. Dazu werden die bereits getätigten und geplanten Investitionen in ein Verhältnis zu qualitativem und quantitativem Nutzen gesetzt und strategisch bewertet. Basis der Bewertung ist die Kosten/Nutzen-Abschätzung, mit Hilfe der tatsächlich angefallenen Kosten und Nutzen aus der Pilotphase. Diese wird mit strategischen Fragenstellungen kombiniert:

  • • Welche bisher nicht betrachteten Nutzen können aus einer Zusammenführung von VIBN und Engineering und einer Effizienzsteigerung der VIBN erreicht werden?
  • • Wie viel Personal und wie viel Struktur kann und will sich das Unternehmen für die VIBN leisten?
  • • Wie ist die Akzeptanz von VIBN im Unternehmen und kann bzw. muss diese noch erhöht werden?
  • • Wie früh im Engineering kann und muss die VIBN beginnen?

Feste Strukturen schaffen

Ein weiterer Schritt zur Einführung der VIBN ist die Anpassung der bestehenden Unternehmensstruktur. Dafür werden die bisher in der Pilotphase beteiligten Ressourcen als fester Bestandteil in die Unternehmensstruktur überführt und weitere Ressourcen geschaffen. Bei der Anpassung der Unternehmensstruktur helfen folgende Handlungsempfehlungen:

  • • Schlüsselpositionen besetzen, welche die VIBN im Unternehmen vorantreiben sowie gegenüber Geschäftsführung und Management verantworten.
  • • VIBN-Abteilungen und -strukturen schaffen und in der Unternehmensstruktur eingliedern
  • • Personen im VIBN-Team integrieren, welche bereits praktische Erfahrungen mit Inbetriebnahme besitzen.
  • • Räumlichkeiten als Labore mit VIBN-Testaufbauten zur Verfügung stellen, um Prozesse zu bündeln und den interdisziplinären Austausch zu fördern.

VIBN im Engineering verankern

In der Produktivphase wird die VIBN über definierte Zeitpunkte im Engineering verankert. Diese Verankerungen sind über vorab definierte Meilensteine und ein Quality-Gate realisierbar. Die Meilensteine dienen zur Synchronisation der Disziplinen zu einem Zwischenziel. Die VIBN akkumuliert die Zwischenstände zu einem gemeinsamen Simulationsmodell und bietet so die Möglichkeit, die Fortschritte sichtbar zu machen. Fällt eine Disziplin zurück, sind Gegenmaßnahmen einzuleiten. Das Quality-Gate dient dazu, die Qualität des Gesamtsystems, insbesondere des Softwareanteils, sicherzustellen. Die VIBN macht die Qualität durch die dokumentierten Tests am Simulationsmodell mess- und bewertbar. Ein definierter Schwellwert der erfolgreichen Testausführung dient als Schranke für den Beginn der Inbetriebnahme am realen System. Im Falle eines Scheiterns der Tests an diesem Quality-Gate sind Gegenmaßnahmen einzuleiten.

VIBN effizienter gestalten

Der wirtschaftliche Erfolg in der Produktivphase der VIBN ist abhängig von der Reduktion der Aufwände, insbesondere beim Erstellen der Simulationsmodelle und Testaufbauten, sowie bei der Testfallerstellung und Testausführung. Um den Reifegrad zu erhöhen, können Unternehmen eine Modellbibliothek aufbauen, die Modellgenerierung automatisieren und aus der Softwareentwicklung entlehnte Methoden zur Testautomatisierung in die VIBN integrieren. Für weitere Lösungsideen rund um Themen der VIBN lohnt der Blick in den vollständigen VDMA-Leitfaden.







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