Materiallogistik für Schwergewichte

Tanz der Kolosse

Das Gewicht der Materialen erfordert spezielle Fahrzeuge. (Bild: Carl Zeiss MES Solutions GmbH)
Das Gewicht der Materialen erfordert spezielle Fahrzeuge. (Bild: Carl Zeiss MES Solutions GmbH)

Transport mit 50 AGV’S

Ein zweites AGV-System transportiert in der Druckerei die sogenannten Druckzylinder. Mit ihnen werden die jeweiligen Kundendekore auf die beschichteten Rollen gedruckt. Ein Design hat in der Regel bis zu sechs Druckzylinder, wobei eine dieser Stahlwalzen bis zu 300 Kilogramm wiegt. Diese wurden früher von Hand bewegt und mithilfe von Rollwagen aus dem Lager in die Produktion und wieder zurückgebracht. „Aufgrund der immer kleiner werdenden Losgrößen haben wir pro Tag bis zu 30 Druckaufträge auf einer Anlage. Ergo mussten die Mitarbeiter 30-mal sechs Druckzylinder holen und wieder wegbringen“, erinnert sich Dr. Scheermesser. Heute werden am Standort Linnich mehr als 50 AGVs für die Disposition der Druckzylinder eingesetzt. Sie versorgen sechs Druckmaschinen aus acht verschiedenen Lagern. Damit dies ohne manuelle Eingriffe vonstattengeht, sorgen das MES und eine weitere integrierte Druckzylinder-Lagerverwaltung dafür, dass die AGV-Steuerungssoftware mit allen relevanten Shopfloor-Daten beliefert wird. Verändert sich die Anzahl die benötigten Druckzylindern (anstatt der üblichen sechs) erhält die autonome Disposition der AGVs ein entsprechendes Signal. Und so verlassen vier beladene und zwei leere autonome AGVs das Lager, um die vier neuen Druckzylinder an der Druckmaschine anzuliefern und dafür sechs Zylinder ins Lager zurückzuführen.

Automatisches Palettieren

Ein weiteres Automatisierungsvorhaben bei SIG Combibloc war das sogenannte Robot Palletizing. „Am Ende der Wertschöpfungskette angelangt, ergab die durchgeführte Value Stream Analyse hohe manuelle Aufwände für die Palettierung, Kennzeichnung und Vereinnahmung der fertigen Packungsmäntel. Deshalb sollte auch in diesem logistischen Prozess ein autonomes Konzept umgesetzt werden“, so Scheermesser. Unter Anleitung von Lagerverwaltungssystem und MES übernehmen zehn Roboter die Palettierung. Im Zuge dessen werden die Umkartons mit den Packungsmänteln in einem kundenindividuellen Packungsschema automatisch auf Paletten gestapelt, wobei das System die Anzahl und Kennnummern der Packstücke zur Rückverfolgbarkeit an das SAP meldet. Im Anschluss folgt das Einschrumpfen der Paletten sowie deren Kennzeichnung und Vereinnahmung. Über ein zentrales Labelingsystem bringt nun ein Roboter die Etiketten an den fertigen Paletten an und meldet den Fertigwarenzugang an SAP. Auftragswechsel werden automatisch über aufgedruckte Datamatrix Codes auf den einzelnen Packstücken erkannt.

Prozesse passend ausrichten

Auch wenn Digitalisierungsprojekte wie die der SIG Combibloc Potenziale bergen, sollten Unternehmen jedoch die Komplexität solcher Vorhaben nicht unterschätzen. Beispielsweise sollten Unternehmen darauf achten, dass zu jeder Zeit Transparenz über die Zuständigkeiten herrscht. Denn wenn es zum Störfall kommt, sollten die richtigen Ansprechpartner schnell auffindbar sein, sonst stehen die vollautomatisierten Systeme ebenso still, wie es herkömmliche Anlagen tun. Unternehmen, die sich für den Einsatz fahrerloser Transportsysteme entscheiden, sollten sich zudem neben baulichen Veränderungen vor allem mit Prozessbeschreibungen und Wegeoptimierungen beschäftigen, aber auch mit der Einführung von Hygienekonzepten. „Change-Management ist die Grundvoraussetzung bei Digitalisierungsprojekten, weil sie eine sehr hohe Durchdringung in der Organisation haben. Der 360-Grad-Blick auf alle Einzelaspekte ist dabei unerlässlich“, so Scheermesser.







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