KSB digitalisiert die Qualitätssicherung

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CAQ-Systeme (Computer-Aided Quality) sollen eine werksübergreifende Verbindung von qualitätsrelevanten Daten schaffen und verschiedene ERP-Informationen wie technische Dokumente oder vertragliche Vereinbarungen konsolidieren. Die Integration von internen und externen Partnern (gemäß ihren jeweiligen Zugriffsberechtigungen) in unternehmensübergreifende Qualitätsmanagementprozesse bietet weitere Effekte. Für international aufgestellte Unternehmen kann sich eine CAQ-Software in der Hinsicht lohnen, dass sich Abläufe durch die Aggregation und Konsolidation der Daten über verschiedene Standorte hinweg standardisieren lassen. Die Anpassung von digitalen Workflows ist entscheidend, besonders für Unternehmen, die Sonderfertigungen herstellen. Hier ist Flexibilität essenziell, da kein Industriebetrieb dem anderen gleicht.

Aus der Praxis

Welche Effekte ein CAQ-System für qualitätsrelevante Prozesse in der Praxis haben kann, zeigt sich am Beispiel der KSB. Das Unternehmen stellt Pumpen und Armaturen her und hat vor einigen Jahren den Weg zur Smart Factory begonnen. Zunächst wurden mehrere Use Cases im Pilotwerk in Pegnitz definiert.

Die größte Herausforderung hinsichtlich Digitalisierung der Qualitätssicherung lag darin, die bis dato händisch durchgeführten Prozesse umzustrukturieren. Im Zuge von Eingangsprüfungen wurden die Zulieferungen mithilfe von manuell erstellten Prüf- sowie Qualitätskontrollplänen (QCPs/Quality Control Plans) in Microsoft Excel dokumentiert. Dieses System verursachte erheblichen Aufwand: Es existierte für jeden Auftrag ein Sammeldokument, in dem alle erforderlichen, qualitätsrelevanten Anforderungen der Bauteile aufgelistet waren. Diese Dokumente wurden via E-Mail an die Lieferanten übermittelt, die sich aus dem gesamten Prüfplan alle ihre Bauteile betreffenden Anforderungen heraussuchten, diese bearbeiteten und dann wiederum per E-Mail an KSB zurücksandten. Die Mitarbeitenden mussten dann die Prüfungsbestätigungen, Protokolle und Zeugnisse prüfen und final im ERP-System ablegen. Um dieses Zertifikatschaos übersichtlich zu gestalten, entschied sich der Pumpenhersteller dazu, auch das Daten- und Dokumentenmanagement zu digitalisieren.

Der Pumpenhersteller nutzt nun eine cloudbasierte Software, die den Koordinationsaufwand hinsichtlich der Qualitätssicherung reduziert: Automatisch erstellte QCPs filtern auftragsbezogene Prüfdaten und übermitteln diese über die Software an die jeweiligen Lieferanten.

Relevante Normen und Standards sind nun im CAQ-System an einem Ort hinterlegt. Die QCP-Ersteller greifen direkt auf diese Listen zu, womit sichergestellt ist, dass zu jeder Zeit die aktuellsten Normen in Verwendung sind. Wird eine Norm geändert, ersetzt die Software diese automatisiert an allen darauf verweisenden Stellen.

Durch die digitalen Prozesse können nun Sublieferanten und KSB-Mitarbeitende Umfang und Art von Prüfungen entsprechend kommunizieren, sowie die Auftraggeber adäquat über gesetzte Maßnahmen informieren, die zur Erfüllung der technischen Anforderungen nötig sind. Somit wird eine qualitätsgerechte Fertigung gesichert.

Das CAQ-System fügt sich auch durch eine bidirektionale Schnittelle zu SAP nahtlos in die bestehende Systemarchitektur ein, wodurch vorhandene Prozesse einfach weitergeführt und relevante Dokumente ohne Datenverlust transferiert werden können.

Das System erstellt 
1.200 QCPs pro Jahr .
Das System erstellt 1.200 QCPs pro Jahr .Bild: ©Westend61/gettyimages.de

1.200 QCPs pro Jahr

Die Erstellung von 1.200 QCPs pro Jahr ist nun mit wenigen Mausklicks möglich. Jährlich wurden außerdem ca. 8.500 Testzertifikate manuell geprüft und im ERP-System angelegt. Jetzt erfolgt dieser Vorgang weitestgehend automatisiert in der gemeinsamen Datenumgebung. Für Versionssicherheit und Nachvollziehbarkeit ist gesorgt, da Änderungen immer mitprotokolliert werden.

Transparenz für Lieferanten

Auch die Lieferanten profitieren: Für sie ist nun ersichtlich, welche Prüfungen sie an ihrem Lieferumfang durchführen bzw. welche Unterlagen sie übermitteln müssen. Dies vermeidet Zeitverzögerungen. Korrekturschleifen bei mangelhaften Prüfergebnissen lassen sich ebenfalls im System abwickeln.

Lieferanten können nun klar erkennen, welche Prüfungen sie für ihren Lieferumfang durchführen und welche Unterlagen sie übermitteln müssen. – Bild: ©Gorodenkoff Productions OU/gettyImages.de

Fehlerquellen reduzieren

In den vergangenen Jahren haben sich die gesetzlichen Anforderungen an die technische Dokumentation verschärft. Die Implementierung eines digitalen Qualitätsmanagementsystems beseitigt Medienbrüche und reduziert potenzielle Fehlerquellen. Die Einbindung der Zulieferer in ein gemeinsames System trägt darüber hinaus dazu bei, die Qualität entlang der gesamten Lieferkette zu verbessern. KSB plant bereits den weltweiten Roll-out des Systems.







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