159.000 offene Stellen in Ingenieurberufen

Bild: VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.

Laut aktuellem VDI/IW-Ingenieurmonitor ist die Anzahl offener Stellen bei Ingenieuren und Ingenieurinnen weiter auf einem hohen Niveau. Besonders bei Berufen, die für die Themen rund um Klima und Digitalisierung wichtig sind, ist der sogenannte Engpass-Index zu hoch. Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit 159.100 offene Stellen.

Setzt man die Anzahl der offenen Stellen in Bezug zur Zahl der Arbeitslosen, ergibt sich die Engpasskennziffer in Ingenieur- und Informatikerberufen. Im vierten Quartal 2023 beträgt die Engpasskennziffer 380 offene Stellen je 100 Arbeitslose – ein deutlicher Engpass. Die größten Engpässe bestehen bei den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik (Engpassrelation 615) und Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur (485). An dritter Stelle folgen die Ingenieurberufe Maschinen- und Fahrzeugtechnik (392) vor den Informatikerberufen (380). Diese vier Berufskategorien sind besonders wichtig für Digitalisierung und Klimaschutz.

„Rund 29 Prozent der von uns von November 2023 bis Januar 2024 befragten Unternehmen geben an, dass fehlende Fachkräfte ein Hemmnis darstellen, das eigene Unternehmen bezüglich des Klimaschutzes und der Energiewende besser aufzustellen”, sagt Prof. Dr. Axel Plünnecke vom IW in Köln. Die Bedeutung fehlender Fachkräfte reiche von rund 19 Prozent bei unternehmensnahen Dienstleistern bis zu rund 75 Prozent in der Branchengruppe ’Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung’. Unter Unternehmen mit einer Größe ab 250 Beschäftigten erwarten für die nächsten fünf Jahre 70 Prozent einen steigenden Bedarf an Informatiker und 59 Prozent einen steigenden Bedarf an Ingenieuren speziell zur Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte.

Fortschritte bei der Beschäftigung von Älteren, Frauen, Zuwanderern und bei Hochschulabsolventenzahlen haben laut VDI von Ende 2012 bis zum September 2023 einen Beschäftigungszuwachs in den Ingenieur- und Informatikerberufen von 968.700 auf 1.483.300 ermöglicht. Die Autoren der Langzeituntersuchung befürchten, dass das notwendige weitere Beschäftigungswachstum in den Ingenieur- und Informatikerberufen aufgrund von Demografie und sinkender Hochschulabsolventenzahlen ohne weitere Maßnahmen zur Fachkräftesicherung abbricht und bis 2035 die Beschäftigung auf heutigem Niveau stagniert. Rund 200.000 zusätzliche Beschäftigte in Ingenieur- und Informatikerberufen könnten bis 2035 gewonnen werden, wenn die Bildungsleistungen und Hochschulabsolventenzahlen nicht wie zu befürchten sinken würden. Dadurch könnten laut Prognose mehr als 24Mrd.€ an zusätzlicher jährlicher Wertschöpfung gewonnen werden.

„Besonders problematisch für den Erfolg der Transformation beim Klimaschutz ist, dass die Anzahl der Studienanfängerinnen und -anfänger im ersten Hochschulsemester in Ingenieurwissenschaften und Informatik abgenommen hat“, so Willig. Die Zahl sank von 143.400 im Studienjahr 2016 auf 128.400 im Studienjahr 2023 und nahm damit um 10,5 Prozent ab – unter deutschen Studierenden sank die Anzahl sogar um 23,2 Prozent.

„Um diesen Fachkräftemangel zu reduzieren, müssen wir uns um ein ganzes Paket an Maßnahmen kümmern. Einerseits müssen wir mehr junge Menschen für das Studium der Ingenieurswissenschaften gewinnen. Andererseits geht es beispielsweise auch um qualifizierte Zuwanderung, freiwillige Angebote der Arbeitszeitverlängerung für Ältere, Investitionen in Bildung und konkrete Schritte, wie wir die Rahmenbedingungen für Mädchen und junge Frauen verbessern können, um sie von MINT- und Ingenieurinnen-Berufen zu überzeugen“, führt er weiter aus. „Wenn wir als Industrienation weiter zur Weltspitze gehören wollen, brauchen wir zudem mehr Fachkräfte aus dem Ausland, denen wir einen einfachen Start ermöglichen, sonst scheitert der Umbau zur klimafreundlichen Industrie nicht an unseren Ideen oder Investitionen, sondern am Personal.“

Mehr Zuwanderer könnten gewonnen werden, wenn die Chancen des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes durch schnellere bürokratische Prozesse besser genutzt werden können. „Es ist gut, dass es jetzt das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz gibt. Wir müssen es nun auch richtig anwenden und ausländischen Ingenieurinnen und Ingenieuren einen schnellen, möglichst unbürokratischen Weg bieten“, gibt Adrian Willig zu bedenken.

„Ferner können mehr Kapazitäten an Hochschulen für international Studierende und Programme zur Begleitung der Studierenden aus dem Ausland helfen, mehr Zuwanderer über die Hochschulen in den Ingenieur- und Informatikerberufen zu gewinnen”, ergänzt Axel Plünnecke. Der VDI engagiert sich hier etwa mit dem Projekt XPand, das zugewanderten Ingenieuren und Ingenieurinnen die Integration auf dem Arbeitsmarkt erleichtern soll.

Der Ingenieurmonitor wird seit 2011 einmal pro Quartal gemeinsam vom VDI und dem Institut der deutschen Wirtschaft herausgegeben und präsentiert einen Überblick über den aktuellen Stand und die Entwicklung relevanter Indikatoren des Arbeitsmarktes in Ingenieur- und Informatikerberufen. Der Langzeitindex gibt dabei einen Überblick zu offenen Stellen, Arbeitslosigkeit, Engpässen in zentralen Berufsbereichen wie dem Maschinen- und Fahrzeugbau, Energie- und Elektrotechnik, der Baubranche sowie Informatik.







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