Von On-Premises zu Software-as-a-Service

Voith migriert in die Cloud

Die Voith Gruppe stellt Anlagen und Maschinen für die Papierherstellung, die Automobil- oder die Energieindustrie her und berät bei ihrer digitalen Transformation. F&E-Abteilung sowie interne Softwareentwicklung steuerte das Unternehmen bisher mit Jira als On-Premises-Variante. Da der Anbieter Atlassian den Support für Serverlizenzen einstellt, entschloss sich Voith zum Umzug in die Cloud.

 (Bild: Atlassian. Pty Ltd)
(Bild: Atlassian. Pty Ltd)

Seit ihrer Gründung im Jahr 1867 hat die Voith Group in Heidenheim an der Brenz in Baden-Württemberg ihren Hauptsitz. Der Fokus der ehemaligen Schlosserei hat sich im Laufe der Zeit deutlich gewandelt: Das operative Geschäft ist heute in die drei Konzernbereiche Voith Hydro, Voith Paper und Voith Turbo unterteilt. Mit dem Bereich Hydro ist das Unternehmen Komplettanbieter für die Ausrüstung von Wasserkraftwerken über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg, während Paper Dienstleistungen für Papierherstellung bietet. Der Bereich Turbo konzentriert sich auf die Herstellung von Antriebstechnik und Systemen. Insgesamt beschäftigt die Voith Group weltweit mehr als 21.000 Mitarbeiter und ist in mehr als 60 Ländern mit Standorten vertreten.

Den Schritt in die Cloud wagen?

Forschung und Entwicklung hat bei Voith traditionell eine große Bedeutung. Das Unternehmen hält mehrere tausend aktive Patente und entwickelt auch eigene Softwareapplikationen für Kunden. Bereits seit mehr als zehn Jahren setzt das Unternehmen auf die Atlassian-Software Jira. Sie hilft zum einen, F&E-Projekte sowie Software-Entwicklung zu steuern, zum anderen dient sie als Ticketsystem für Kundenanfragen. Darüber hinaus nutzt Voith die Software Confluence für die Dokumentation von Prozessen und dem Wissensaustausch. Obwohl Jira schon seit 2011 als Cloud-Version verfügbar ist, verließ sich das Technologieunternehmen lange Zeit auf die On-Premises-Varianten. Die Gründe hierfür waren vor allem Sicherheits- und Datenschutzbedenken bei der Cloud. Zudem funktionierten die On-Prem-Lösungen weitgehend reibungslos. Einzig die Updates, mit denen Sicherheitslücken in den Server-Anwendungen geschlossen wurden, setzten die Mitarbeiter, die für deren Verwaltung zuständig waren, öfter unter Druck. Denn um Sicherheitsrisiken zu verhindern, mussten diese so schnell wie möglich installiert werden – damit die Frühschicht problemlos und sicher arbeiten konnte, auch nachts.

Kein Support mehr

Die Ankündigung von Atlassian, ab Februar 2024 den Support für Serverlizenzen einzustellen, war schließlich der Anstoß für Voith, sich mit den Cloud-Versionen von Jira und Confluence auseinanderzusetzen. Der Schritt in die Cloud war aber auch im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit von Voith wichtig. Schließlich unterscheiden sich Software-as-a-Service-Anwendungen in einigen Bereichen von On-Premises-Lösungen. So zeigten sich die Beschäftigten des Technologieanbieters etwa davon überzeugt, dass sie über die Cloud Zugriff auf die neusten Programme und Add-ons sowie tagesaktuelle Updates haben – ohne den Aufwand, der mit der Serverbetreuung verbunden ist. Darüber hinaus konnten Atlassian und der Atlassian-Partner Veniture jegliche Sicherheits- und Datenschutzbedenken von Voith im Hinblick auf die Atlassian Cloud zerstreuen. Anhand mehrerer Analysen haben sie gezeigt, dass die Migration der Daten des Unternehmens in die Cloud-Versionen seiner Atlassian-Anwendungen durchführbar war. Dieser Schritt erwies sich auch aus Kostensicht im Vergleich zum Wechsel zu anderen On-Prem-Lösungen am sinnvollsten.

Test und Migration

Der eigentliche Migrationsprozess begann im März 2022 mit einer Pre-Analyse und einer Testmigration mit den Applikations-Usern. Ziel war es, spätere Schwierigkeiten bei der eigentlichen Migration schon im Vorfeld zu entdecken und gegebenenfalls zu lösen. Tatsächlich ergaben sich kleinere Herausforderungen und ein größerer Pain Point: Mit den Cloud-Anwendungen funktionierte beispielsweise ein Add-on nicht mehr. Dennoch werteten die Beteiligten die Testmigration als Erfolg und verzichteten auf eine eigentlich geplante zweite Testrunde. Im nächsten Schritt begannen die Veranwortlichen mit der eigentlichen Migration. Hier waren die Aufgaben klar verteilt: Voith übernahm die Bereinigung der Daten, setzte die Prozesse in den neuen Tools auf und führte in diesen auch selbstständig Tests durch. Veniture kümmerte sich um die technische Migration. Atlassian stand den beiden Unternehmen beratend zur Seite – etwa bei der Frage, welche Alternativen es für das nicht mehr nutzbare Add-on gibt.

Heavy User unterstützen

Für die Voith-Beschäftigten sollte sich im Arbeitsalltag möglichst wenig ändern. Dennoch mussten sich die Mitarbeiter an einige Umstellungen gewöhnen. Dazu hat das Familienunternehmen zunächst zum einen die positiven Effekte der Cloud-Anwendungen aufgezeigt. Zum anderen wurde ein Ambassador-Programm für Jira und Confluence gestartet: Die Heavy User der Tools unterstützen ihre Kollegen bei der Nutzung und beantworten mögliche Fragen. Negatives Feedback gibt es bisher kaum.

Back-up-Server abgeschaltet

Für Voith erwies sich die Migration in die Cloud als richtiger Schritt. Und auch dank Vorbereitung, Abstimmung und Zusammenarbeit wurde der Prozess bereits nach etwa einem halben Jahr so abgeschlossen, dass der Back-up-Server überflüssig wurde. Damit kann das Technologieunternehmen seinen Mitarbeitern nun eine Arbeitsumgebung bieten, in der sie langfristig effizient arbeiten können.