Beispiele für monetär nicht quantifizierbare Nutzen einer MES-Einführung im Auftragsabwicklungsprozess: Die Auswirkungen reichen von der EDV-Abteilung bis zum Einkauf. Bild: Fraunhofer IPA

Nutzenfaktoren: Nicht immer monetär quantifizierbar

Bei der Frage nach dem erwarteten Nutzen der Einführung einer MES-Lösung werden, wie eine Studie des Fraunhofer IPA zusammen mit dem Beratungshaus Trovarit zeigt, häufig eine Steigerung der Transparenz über das Produktionsgeschehen, die Leistungsbewertung mit Kennzahlen, eine höhere Datenqualität sowie die Bereitstellung der Daten für die Produktrückverfolgung genannt.

Bei der Nutzenabschätzung einer Systemeinführung gilt es systematisch zu ermittlen, welche weiteren Nutzenfaktoren bestehen – insbesondere solche Faktoren an die im Projektteam noch nicht gedacht wurde. Denn während sich die mit der MES-Einführung verbundenen Kosten in der Regel vergleichsweise sicher bestimmen lassen, gestaltet sich dies für die Ermittlung des Nutzens schwieriger.

Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich der Nutzen einer System-Implementierung letztendlich in verschiedenen Bereichen und Prozessen im Unternehmen niederschlägt und oftmals nicht auf den ersten Blick der MES-Anwendung zugeordnet werden kann. Als Basis für eine systematische Nutzenabschätzung empfiehlt sich die Beantwortung folgender Fragen:

    • Bei welchen betrieblichen Aufgaben lässt sich durch die geplante MES-Einführung Aufwand reduzieren?
      Einspar- und somit Nutzenpotenziale finden sich erfahrungsgemäß bei Datenerfassungs- und Suchprozessen, beispielsweise zur Bestimmung des Auftragsfortschritts oder der Ressourcenverfügbarkeit. Dies entspricht der klassischen Argumentation, dass durch eine elektronische Produktionsdatenerfassung mit Modulen wie BDE, MDE, QDE und PZE Kosten gespart werden. Ein weiterer Nutzenaspekt liegt, insbesondere bei Produktionsbereichen mit einer höheren Planungskomplexität bezüglich der Zahl der Produktionsaufträge, Ressourceneinsatz oder Auftragsänderungen in der Möglichkeit, aufwandsarm und schnell unterschiedliche Planungsszenarien durchzurechnen und dann für die Ausführung das Planungsszenario mit der besten Zielerfüllung auszuwählen. Unternehmen mit einer ausgeprägten Dokumentationspflicht zur Produktrückverfolgung, darunter Lebensmittel- und Pharma-Industrie können etwa durch Implementierung einer Online-Erfassung und Aufbereitung der zu dokumentierenden Daten gepaart mit einer revisionssicheren Dokumentation eine Aufwandsreduzierung für diese Aufgabe erzielen.

 

  • In welchem Umfang ist durch die geplante Systemeinführung eine höhere Erfüllung der Produktionsplanungs- und -steuerungsziele (PPS) im Unternehmen realisierbar?
    Die Kenntnis des aktuellen Fertigungszustandes ermöglicht eine unmittelbare Reaktion auf auftretende Störfaktoren. Durch kürzere Reaktionszeiten, verbunden mit leistungsfähigen Planungs- und Steuerungsverfahren, lassen sich über das Vermeiden von Verschwendung Durchlaufzeiten und Bestände reduzieren sowie Termintreue und Ressourcennutzung erhöhen.

Der durch Aufwandsreduzierung im Auftragsabwicklungsprozess beziehungsweise bessere Erfüllung der PPS-Ziele erzielbare Nutzen lässt sich mehr oder weniger genau monetär bewerten und kann so im Rahmen einer Aufwand-/Nutzen-Betrachtung direkt den Kosten gegenübergestellt werden. Ergänzend zu diesen quantifizierbaren Nutzenfaktoren profitieren vielfach nicht nur die produktionsnahen Fachbereiche von der Einführung der MES-Anwendung. Mögliche Prozessverbesserungen in produktionsferneren Unternehmensbereichen, etwa durch aktuellere Informationen zum Produktionsgeschehen oder bereichsübergreifende Auswertungen lassen sich oftmals nicht eindeutig als MES-Nutzen bewerten und für eine ganzheitliche Kosten-/Nutzen-Betrachtung heranziehen. Sie stellen dennoch wichtige Nutzenfaktoren dar und sollten in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden.

Kosten- und Nutzenverlauf bei der Systemeinführung

In Anbetracht der oftmals sehr hohen Investitionen für eine MES-Implementierung ist es zweckmäßig, die Fälligkeitstermine sowohl der anfallenden Kosten als auch der identifizierten Nutzenfaktoren in die Kosten-/Nutzenbetrachtung einfließen zu lassen. Es ergibt sich daraus ein realistisches Bild über die zeitliche Verteilung der Kostenbelastungen, aber auch der Nutzenerwartungen. Gemäß der Fraunhofer-Studie sehen die meisten MES-Anwender einen deutlichen Nutzen in ihrem System: Gut 70 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass der mit der Systemeinführung verbundene Nutzen größer ist als die hiermit verbundenen Kosten. Nur lediglich jeder zehnte vertritt die Meinung, dass der erzielbare Nutzen die Kosten nicht rechtfertigt.







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