Inititative ‚Digital Manufacturing Ireland‘

Wie Irland die Zukunft seiner Industrie koordiniert

Die Komponenten von Industrie 5.0 und 6.0 sind Schlüsselelemente für das zukünftige Wachstum und die Entwicklung des Fertigungssektors. Dazu gehören die digitale Steuerung, die zunehmende Elektrifizierung und die Cobotik – kollaborative Roboter, die neben dem Menschen im Produktionsprozess arbeiten und ihn ergänzen. All dies muss jedoch durch Qualifikationen und Entwicklung für die Zukunft unterstützt werden.

Dublin hat gute Anschlussmöglichkeiten an globale Lieferketten. (Bild: ©Cristi/AdobeStock)
Dublin hat gute Anschlussmöglichkeiten an globale Lieferketten. (Bild: ©Cristi/AdobeStock)

Fortschrittliche digitale Fertigungsmethoden haben in den letzten Jahren weite Verbreitung gefunden, da die Hersteller die Chancen auf Produktivitäts-, Effizienz- und Kostensteigerungen erkannt haben. Ein digitales Fertigungszentrum von Weltklasse erfordert jedoch mehrere Schlüsselelemente für den Erfolg. Das Zentrum muss über die neuste Ausrüstung verfügen, damit die Industriepartner die dazu passenden digitale Assistenzsysteme finden und ausrollen können.

Weltklasse-Zentren ziehen Investoren an

Dazu gehören drahtlose Fertigungsnetze, erweiterte und virtuelle Realität, fortgeschrittene Automatisierung und Cobotik, aber auch digitale Zwillinge von Produkten und Prozessen. Die Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Organisationen ist von entscheidender Bedeutung, um gut ausgebildete, produktive und flexible Arbeitskräfte zu gewinnen. Vor allem aber muss das Fertigungszentrum wissen, wie es diese Technologien in Partnerunternehmen einbinden kann. Das geschieht über Schulungen, um Führungskräfte einzubinden und die Entwicklung von Strategien, die widerstrebende Parteien in den Unternehmen von den Projekten überzeugen. Dann kann ein digitales Fertigungszentrum von Weltklasse die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft eines Landes fördern. Für Irland ist die Einrichtung solcher Zentren an strategischen Standorten im ganzen Land ein entscheidender Faktor, der globale Investitionen anzieht und die Position des Landes in der digitalen Wirtschaft stärkt.

Raum für risikofreie Experimente

Seit Jahrzehnten sind die irischen Zentren für die Herstellung von medizinischen Geräten, Pharmazeutika und Halbleitern als globale Zentren für digitalisierte Fertigungsverfahren anerkannt. Jetzt, da die Fähigkeiten und die technische Erfahrung mit diesen Technologien in Irland weit verbreitet sind, übernehmen auch andere Fertigungssektoren die erprobten Modelle auf. Die schrittweise Übernahme neuer Fertigungstechnologien in Irland wurde zum Teil durch von der Industrie geführte, technologieorientierte Fertigungszentren vorangetrieben. Diese Fertigungszentren bieten Partnerunternehmen einen sicheren Ort, um neue Technologien auszuprobieren und Risiken zu minimieren, ohne die Produktion zu beeinträchtigen.

Vorbereitung auf die Zukunft

Das Konsortium Digital Manufacturing Ireland (DMI – früher bekannt als Advanced Manufacturing Ireland, kurz AMC) unterstützt Produzenten beim Aufbau ihrer digitalen Fertigungsstätten im Land. So soll die Organisation DMI den in Irland ansässigen Herstellern ermöglichen, neue Industrie 5.0- und Digitaltechnologien zügig zu evaluieren und auszurollen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Das Zentrum steht allen diskreten Herstellern und Interessengruppen aus Übersee und ganz Irland offen. Es bietet ein kollaboratives Umfeld für die Einführung neuer industrieller Technologien und die Schulung von Arbeitskräften, um sie auf den Wandel der erforderlichen Fähigkeiten vorzubereiten.

Leuchtturm-Projekte international gewürdigt

Im Jahr 2019 hat Janssen Sciences Ireland den Standort in Cork um 300 Millionen Euro erweitert und weitere 150 Millionen Euro in die Produktionskapazität des Biomedizinwerks investiert. An diesem Standort sind über 650 Ingenieure, Wissenschaftlerinnen und Techniker in Vollzeit beschäftigt. Moderne Konzepte wie Track & Trace, vorausschauende Wartung und Prozesssteuerung ermöglichen eine neue Dimension des Verständnisses von Leistungskennzahlen. Über diese Hebel sollen sich eine deutlich verbesserte Effizienz, Kosteneinsparungen und Personalentwicklung erreichen lassen. Im Jahr 2021 wurde Janssen Sciences Ireland vom Weltwirtschaftsforum zum Global Lighthouse Site ernannt. Gewürdigt wurden insbesondere der hohe Entwicklungsstand der digital vernetzten Geschäftseinheiten und der adaptiven Prozesssteuerung am Standort.

Nachwuchs vorbereiten

Neben den Zentren rund um die digitale Fertigung entstehen in Irland Bildungsprogramme und Schulungszentren, um die Arbeitskräfte in der Fertigung bei der Fort- und Weiterbildung zu unterstützen und Talente mit den Fähigkeiten, dem Wissen und der Innovationskraft auszustatten, die für die digitale Transformation des Fertigungssektors erforderlich sind. Das ‚Advanced Manufacturing Training Centre of Excellence‘, das ‚Advance Centre for Professional Education for Digital Transformation‘ und das ‚Cobotics Skillnet‘ sind Beispiele für Initiativen, die von verschiedenen Industrieunternehmen ins Leben gerufen wurden, um hochqualifizierten Nachwuchs für den digitalen Fertigungssektor zu entwickeln.

Dekarbonisierung und Effizienzsteigerung

Die digitale Fertigung und Automatisierungstechnik sind komplementäre Trends, um industrielle Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. Die Sensorisierung und verbesserte Datenpräsentation, -analyse und -steuerung ist ein wichtiger Schritt zur Steigerung der Energieeffizienz in der Produktion. So lassen sich beim Aufbau neuer Infrastrukturen beispielsweise Anlagen auswählen, die erneuerbare Energiequellen statt Erdgas, Öl oder Kohle nutzen können. Die Elektrifizierung der irischen Fertigungsbasis ist eine wichtige strategische Komponente auf dem Weg zu einem kohlenstoffneutralen Fertigungssektor. Irland hat sich verpflichtet, bis spätestens 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen und die Emissionen bis 2030 um 51 Prozent zu reduzieren. Um der Rolle als Vorreiter bei der Bekämpfung des Klimawandels gerecht zu werden, kann Irland auf einen hervorragenden Zugang zu Windenergiequellen im Atlantik zählen. Der irische Klimaaktionsplan 2021 sieht vor, bis 2030 eine Offshore-Windkraftkapazität von 7GW zu entwickeln, die sowohl genügend erneuerbare Energie für den Export als auch für den heimischen Bedarf von Handel und Industrie liefert. So will sich Irland nachdrücklich für die Nachhaltigkeit einsetzen und ein günstiges Umfeld für eine wirtschaftliche, nachhaltige Produktionspraxis in der kohlenstofffreien Zukunft bieten.

Weltweites Zentrum der digitalisierten Produktion

Irlands Strategie für das verarbeitende Gewerbe der Zukunft stützt sich daher auf drei Themen: die weitreichende Einbindung digitaler Technologien und Automatisierung, die Entwicklung von Fähigkeiten für die nächste Generation der Industrie und die Bereitstellung einer Plattform für erneuerbare Energien, um Unternehmen in Zukunft zu versorgen. Initiativen wie Digital Manufacturing Ireland sollen Unternehmen aller Größenordnungen eine Plattform für die Zusammenarbeit bei der Einführung neuer Technologien und der Förderung von Innovationen bieten. Das Geschäftsklima, den qualifizierten Fachkräftemarkt und die Unterstützung durch die Regierung sollen dazu beitragen, Irland zu einem weltweiten Zentrum für die digitale Fertigung zu entwickeln.







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