Auf dem Weg zur durchgehenden Systemlandschaft

Die IT-Landschaft großer und mittelständischer Unternehmen ist zu komplex. Über 20 Prozent der Unternehmen betreiben mehr als 50 produktive Enterprise Resource Planning-Systeme, in Einzelfällen kommen sogar über 100 Software-Produkte zum Einsatz. Die meisten CIO wollen daher die Produkt- und Systemvielfalt drastisch reduzieren.

Die Anzahl produktiver ERP-Systeme in den Unternehmen soll sinken: Über 50 Prozent der Unternehmen betreiben aktuell mehr als zehn produktive Systeme. Diese Vielfalt erhöht Kosten und Komplexität der IT-Landschaft.
Bild: Detecon International GmbH

Der Konsolidierungsdruck im Hinblick auf Enterprise Resource Planning-Systeme (ERP) in deutschen Unternehmen ist hoch. Das zeigt eine Umfrage der Management- und Technologieberatung Detecon International in Kooperation mit dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekom und neuen Medien e.V. (Bitkom ) unter CIO und IT-Leitern großer und mittelgroßer Unternehmen. Etwa die Hälfte der Teilnehmer gibt an, mehr als zehn produktive ERP-Systeme einzusetzen. Über 20 Prozent arbeiten mit mehr als 50 und über zehn Prozent mit mehr als 100 Systemen. Produzierende Unternehmen setzen damit deutlich mehr produktive Unternehmenssysteme ein als etwa Handels- oder Dienstleistungsbetriebe.

Komplexe IT-Landschaft in produzierenden Betrieben

In der Fertigungsindustrie gibt es häufig einzelne Installationen je Werk, Standort, Tochtergesellschaft oder Geschäftsbereich. Fusionen und Übernahmen, bei denen die IT-Systeme noch nicht vollständig integriert wurden, erhöhen die Zahl. Diese komplexen IT-Landschaften treiben die Kosten für Betrieb, Updates und Wartung in die Höhe. Zudem hemmen sie die durchgängige Unterstützung von Prozessketten und damit die Unternehmensentwicklung. Dabei stehen vor allem international ausgerichtete Organisationen vor der Herausforderung, Prozessketten zwischen selbständigen Gesellschaften ihrer Unternehmensgruppe im In- und Ausland besser zu unterstützen.

Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen plant, die Zahl ihrer ERP-Systeme deutlich zu reduzieren. Über 80 Prozent wollen ein Konsolidierungsprojekt innerhalb der nächsten fünf Jahre durchführen. Etwa jedes fünfte Unternehmen beabsichtigt, bereits im nächsten Jahr zu handeln. In der künftigen Zielarchitektur setzen dabei mehr als ein Drittel der Unternehmen auf ein einheitliches, gemeinsames System, das sie möglichst standardisiert in allen Gesellschaften und Unternehmensbereichen einführen wollen. 41 Prozent der CIO erachten zwei bis fünf verschiedene produktive ERP-Systeme für notwendig. Unabhängig von der Zahl der Installationen streben mehr als zwei Drittel der Unternehmen eine Single-Vendor-Strategie an: Nur ein ERP-Software-Produkt soll in der Ziellandschaft zum Einsatz kommen.

Konsolidieren zwingt zum Blick auf die Geschäftsprozesse

Dr. Norbert Hövelmanns, Partner bei Detecon International und einer der Autoren der Studie, berichtet: „Die meisten Unternehmen wollen eine templatebasierte ERP-Lösung einführen.“ Um dies realisieren zu können, müssten sie im Zuge der Konsolidierung auch ihre Geschäftsprozesse standardisieren. Diese seien vielfach zu komplex, nicht effizient genug und ließen sich nur mit einer entsprechend angepassten Standardsoftware abbilden. Bei der Standardisierung und Harmonisierung ihrer Prozesse sehen die Studienteilnehmer eine der größten Herausforderung auf dem Weg zur Konsolidierung. „Gerade das“, sagt Hövelmanns, „ist jedoch der Schlüssel, um erfolgreich mit Templates zu arbeiten.“ Eine Standardsoftware lasse sich nur dann ohne größere Anpassungen einsetzen, wenn eine große Übereinstimmung zwischen den Unternehmensprozessen und der Prozesslogik der Software besteht.

Grundsätzlich gelte in der Industrie zwar die Ansicht, dass sich die IT den Prozessen anzupassen hat. Nach Angaben des Beraters ist dies aber nicht bei jedem Prozess sinnvoll. Denn in der Praxis passten viele Unternehmen ihre Prozesse an eine Standardsoftware an, um Kosten zu sparen und die Effizienz zu erhöhen. Nach Auffassung der Detecon ist das bei allen Prozessen sinnvoll, die ein Unternehmen nicht vom Wettbewerb abgrenzen. Die meisten Studienteilnehmer teilen diese Ansicht und streben einen hohen Standardisierungsgrad an. Ihr Ziel ist ein ‚Master-Template‘, das mindestens 80 Prozent der standardisierten Prozesse in allen lokalen Gesellschaften abdeckt.