SAPs Cloud-Strategie in der Kritik

DSAG-Investitionsreport 2024: Entwicklung der IT-Budgets und SAP-Budgets – Bild: DSAG Deutsche SAP Anwendergruppe e.V.

Auch im Jahr 2024 steigen dem Investitionsreport der deutschsprachigen SAP Anwendergruppe DSAG zufolge die IT- und SAP-Budgets bei vielen Unternehmen. Allerdings bei weniger als noch im letzten Jahr. Bei 43 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) steigt das IT-Gesamtbudget, vor einem Jahr waren es noch 54 Prozent. Gleich bleibt es bei 36 Prozent (2023: 26 Prozent) und bei 18 Prozent sinkt es (2023: 15 Prozent). Bei den Investitionen in SAP lässt sich festhalten, dass bei 46 Prozent der befragten Unternehmen das Budget steigt (2023: 52 Prozent), bei 32 Prozent unverändert bleibt (2023: 31 Prozent) und bei 19 Prozent sinkt (2023: 15 Prozent). „Die Marktbedingungen sind schwierig und unsicher. Dementsprechend ist nachvollziehbar, dass Unternehmen eher abwartend agieren – zu empfehlen ist das allerdings nicht, wenn sie langfristig dem Wettbewerb standhalten wollen“, sagt Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender.

Business Suite weiter oben

Gefragt nach den eingesetzten SAP-Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Software liegt auch im Jahr 2024 SAP ERP, beziehungsweise die SAP Business Suite mit 68 Prozent (2023: 79 Prozent) weiter vor S/4Hana On-Premises mit 44 Prozent. Die Nutzung von S/4Hana als Private- oder Public-Cloud-Version hat ebenfalls zugenommen. 11 Prozent beziehen S/4 in der Private Cloud und 6 Prozent aus der öffentlichen Cloud. „Die Cloud-Betriebsmodelle für S/4Hana spielen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Das ist nicht überraschend, da Unternehmen beim Wechsel in die Cloud vor zahlreichen Herausforderungen stehen. Hier spielen sicher auch strategische Gründe, wie bereits getätigte Investitionen und Sicherheitsbedenken bei kritischen IT-Infrastrukturen eine Rolle“, erläutert Hungershausen.

Unbeliebte Cloud-Strategie

Erstmals wurden die DSAG-Mitgliedsunternehmen in diesem Jahr danach gefragt, wie sie die S/4Hana-Cloud-Strategie von SAP beurteilen. Die Umfrage begann vor dem Launch des SAP-Programms Rise with SAP Migration & Modernization. „Die befragten DSAG-Mitglieder sehen die S/4Hana-Cloud-Strategie von SAP kritisch. Nur 13 Prozent der Befragten fällen ein positives, knapp die Hälfte ein negatives Urteil“, erläutert Jens Hungershausen. Als positiv werden in der Umfrage die Themen Standardisierung, Flexibilität und Security genannt. „Gleichzeitig möchten die Befragten sichergestellt sehen, dass On-Premises-Kunden auch die strategischen Innovationen in vollem Umfang konsumieren können“, sagt Jens Hungershausen.

Mehr Investition in S/4Hana

Gefragt nach der Relevanz der Business Suite für die SAP-Investitionen im Jahr 2024 planen nur noch vier Prozent der Unternehmen hohe Investitionen und 18 Prozent mittlere Investitionen. Bei S/4Hana sind hohe Investitionen für 38 Prozent relevant (2023: 28 Prozent) und mittlere Investitionen für 32 Prozent (2023: 38 Prozent). Es wird also weniger in die alten Produkte und mehr in die neue SAP-Softwaregeneration investiert. Immerhin 16 Prozent der Befragten gaben an, die Angebote im Rahmen des SAP-Programms Rise with SAP bereits zu nutzen oder zu planen. Acht Prozent geben an, das Angebot nicht zu kennen. 61 Prozent der Befragten planen das Angebot nicht zu nutzen. Im DSAG-Investitionsreport von 2022 gaben 57 Prozent der Befragten an, dass es sehr oder eher unwahrscheinlich ist, dass sie RISE with SAP in ihren Unternehmen in Betracht ziehen. „Viele der befragten Unternehmen möchten mit ihren SAP-ERP-Systemen On-Premises bleiben. Sie sahen zum Zeitpunkt der Umfrage keine Vorteile einer Migration in die Cloud und das Vertrauen in SAP fehlt hier teilweise auch“, sagt Jens Hungershausen. Zudem nennen die Befragten ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis, erhöhte Testaufwände eingeschränkte Erweiterungsmöglichkeiten sowie die hohe Abhängigkeit von SAP inklusive fehlender Ausstiegs-Möglichkeiten als Gründe. Grow with SAP spielt in der DSAG-Community aktuell keine große Rolle. 55 Prozent der Befragten geben an, das Angebot nicht nutzen zu wollen. „S/4Hana Public Cloud ist für viele der Befragten keine Option. Grow with SAP wird eher als Angebot für Neukunden gesehen, die einen Greenfield-Ansatz wählen“, fasst Jens Hungershausen zusammen.

BTP nimmt Fahrt auf

Wenn in SAP-Cloudprodukte im Jahr 2024 investiert werden soll, dann liegt die Business Technology Platform (BTP) mit hohen und mittleren Investitionen von 33 Prozent (2023: 24 Prozent) vor SAP SuccessFactors auf Platz 1. Für SuccessFactors planen 21 Prozent hohe und mittlere Investitionen. Auf Platz 3 folgt SAP Customer Experience (CX) mit 12 Prozent, 2023 waren es 9 Prozent gewesen. Bei BTP planen 34 Prozent der Befragten hohe und mittlere Investitionen in die Analyseanwendungen, gefolgt von 27 Prozent in Integrationsprodukte. Für Anwendungsentwicklung und -automatisierung planen 17 Prozent der Befragten hohe und mittlere Investitionen in die BTP.

KI und Cloud entkoppeln

Auf ihre Fortschritte bei der digitalen Transformation befragt, gaben im Jahr 2024 lediglich vier Prozent an, sehr weit zu sein. Als weit bezeichnen sich 40 Prozent. Nicht sehr weit sehen sich 48 Prozent, ein Rückgang um vier Prozentpunkte im Vergleich zum DSAG-Investitionsreport 2023. Im Investitionsreport von 2022 planten 12 Prozent der Befragten in künstliche Intelligenz/Machine-Learning zu investieren, knapp zwei Jahre später weisen 28 Prozent der Befragten der KI eine hohe und mittlere Relevanz für ihre IT-Investitionen zu. Auf die Frage, wie sie die KI-Strategie von SAP beurteilen, macht fast die Hälfte der Befragten keine Angaben. 21 Prozent beurteilen sie als befriedigend, während 10 Prozent sie mit gut bewerten. „Unsere Mitglieder sehen insbesondere die Kopplung von KI und Cloud als kritisch. Sie wünschen sich einen einfacheren Zugang zu KI und mehr Transparenz bezüglich der bereits vorhandenen und künftigen Möglichkeiten“, erläutert Jens Hungershausen.







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