Lösungen für wachsende Stücklisten

ERP-Systeme im Maschinen- und Anlagenbau

Wenn vorkonfigurierte Module einer ERP-Anwendung zum Unternehmen passen, erleichtern sie eine Systemeinführung deutlich. Denn viele Prozesse können aus dem Standard übernommen werden. ERP-Anwendungen können bei Maschinen- und Anlagenbauern als zentrale Daten-Hubs dienen und über REST-Schnittstellen etwa Analysetools, Kundenportale sowie PLM- und PZE-Systeme anbinden.

 (Bild: ©industrieblick/stock.adobe.com)
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ERP-Systeme entstanden generell aus der Notwendigkeit heraus, eine rasant wachsende Datenmenge im Unternehmen zentral zu speichern, zu verwalten und zu nutzen. Gesetzliche Anforderungen in Bereichen der Nachweis- bzw. Dokumentationspflicht und des Datenschutzes trugen dazu bei, dass sich die ersten ERP-Systeme schnell weiterentwickelten zu durchgängigen Software-Anwendungen, die sich nach und nach auf sämtliche Bereiche entlang der Wertschöpfungskette ausdehnten. Im Zuge ihrer teilweise kundenspezifischen Entwicklungen arbeiteten die ERP-Anbieter auf Basis ihrer Erfahrung eine Art Schablone heraus, das heißt Standardprozesse, die für einen Großteil ihrer Anwender einen Mehrwert bringen sollten. Als Beispiel wäre hier im Maschinen- und Anlagenbau das Beschaffungsmanagement zu nennen mit seinen besonderen Anforderungen wie z.B. branchenspezifische Zahlungsbedingungen mit Teilzahlungsplänen und Meilensteinen, die vielschichtigen Kriterien bei der Lieferantenauswahl oder der Umgang mit Beschaffungsteilen mit sehr langen Lieferzeiten.

Was brauchen die Anwender?

Im Zuge der Digitalisierung und der angespannten Personalsituation in vielen Bereichen der fertigenden Industrie stehen Prozessoptimierungen mit direktem Einsparpotential aktuell hoch im Kurs. Stark nachgefragt wird hier u.a. die automatische Dokumentenverarbeitung, auch bekannt als elektronischer Rechnungsworkflow bzw. digitaler Belegfluss, mit dem Unternehmen eine Zeitersparnis von bis zu 80 Prozent in der Buchhaltung erreichen können. Eine Effizienzsteigerung in diesem Umfang ist nur möglich, weil die Belege innerhalb einer Branche in der Regel dieselben Strukturen aufweisen, wodurch sich die Systeme bestmöglich voreinstellen lassen. Die Leistung wird zusätzlich erhöht, wenn branchentypische Anforderungen wie die Lieferantenstruktur, verbundene Systeme, zu verarbeitende Dokumente und vor allem die verschiedenen Interessensvertreter (Abteilungen) berücksichtigt und eingebunden werden. Ein hoher Bedarf besteht zudem an branchenspezifischen Lösungen in Bezug auf gesetzliche Vorgaben bzw. Anforderungen des internationalen Warenverkehrs, zu deren Erfüllung Daten, die im Unternehmen bereits vorhanden sind, über neue ERP-Funktionen kanalisiert und zur Verfügung gestellt werden. Ein Beispiel ist die Präferenzkalkulation. Sie dient der Bestimmung der für den Export relevanten Präferenzeigenschaft eines Teils bzw. einer Baugruppe. Ein branchenspezifisches ERP-Modul liefert hierfür aktuelle Daten direkt aus den Auftragsstücklistenpositionen und reduziert den Aufwand um bis zu 75 Prozent. Darüber hinaus steht die Anbindung spezifischer Lösungen wie Business Intelligence, PLM, Webshop, Kunden- und Serviceportale etc. an das ERP-System ganz oben auf der Agenda. Die Unternehmen greifen so auf eine hohe Funktionstiefe in den einzelnen Anwendungen zu, die auf einer unternehmensweit einheitlichen Datenbasis beruhen. Bei Bedarf arbeiten ERP-Anwender mit diesen Daten standort- und zeitunabhängig mobil in der Cloud.

Was setzen die Anbieter um?

Im Bereich Mobile ERP arbeiten die Anbieter an Branchen-Standards etwa in den Bereichen CRM, After-Sales-Service (Baustelleneinsätze) und Materialwirtschaft. Ziel ist eine Erhöhung der Benutzerfreundlichkeit des ERP-Systems in sämtlichen Bereichen. Anwender sollen bei ihrer Arbeit mit den Anwendungsprogrammen keine Begrenzungen erfahren, sondern Teil eines durchgängigen, offenen und gleichzeitig sicheren Prozesses sein. Dies zeigt sich im Wandel der ERP-Lösungen weg vom starren Monolith hin zur modularen ERP-Plattform. Dabei konzentrieren sich die Anbieter auf die Kernprozesse und bieten ihren Kunden die Möglichkeit, weitere spezifische Systeme, Webservices, etc. über eine offene, generische Schnittstelle an das ERP anzubinden. Die ERP-Betreiber sollen somit durchgängige Prozesse über mehrere Systeme hinweg pflegen können, ohne Schnittstellen. Die Kernprozesse selbst werden so weit wie möglich standardisiert, was einerseits den Einführungsprozess maßgeblich vereinfachen und beschleunigen kann und auf der anderen Seite die Release-Fähigkeit erhöht.

Kernprozesse der Maschinenbauer

Welches sind die Kernprozesse im Maschinen- und Anlagenbau? Zusammengefasst geht es hauptsächlich um den Umgang mit wachsenden Stücklisten und den daraus resultierenden komplexen Prozessen der Materialwirtschaft – von der Kalkulation, dem Vertrieb, der Disposition und dem Beschaffungsmanagement bis hin zur Lagerverwaltung und dem Export. Schließlich führt der Branchenfokus auch dazu, dass aktuelle Software weniger überflüssige Module, Funktionen und Felder enthält. So werden für den Handel relevanten Felder wie EAN-Nummern oder ähnliches kaum benötigt. Konzepte, Felder und Funktionen sollen sich Anwendern stets erschließen. Das führt dazu, dass die Software übersichtlich bleibt, einfache und intuitive Bedienung bietet, effiziente Prozesse erlaubt und den Einführungsaufwand reduziert.