Prozesse für die digitale Transformation

Mit PLM den Wandel begleiten

Bei aller Vernetzung und Technologie auf dem Weg zur Industrie 4.0 – um zukunftsfähig zu bleiben, brauchen Fertigungsunternehmen vor allem leistungsfähige Prozesse. Beispiele aus der Praxis zeigen, wie das im Product Lifecycle Management aussehen kann.

 (Bild: ©Chris Mueller)
(Bild: ©Chris Mueller)

Die nächste industrielle Revolution ist schon längst eingeläutet. Neben großen Potenzialen durch digitale Technologien sehen sich Fertigungsbetriebe mit herausfordernden Bedingungen konfrontiert. Dynamische Marktbedingungen, Globalisierung und wechselnde Kundenanforderungen erfordern ein grundlegendes Umdenken in der Wirtschaft. Um damit umzugehen, sind vor allem reibungslose Abläufe und effiziente Zusammenarbeit erforderlich. Vor allem Unternehmen in einer Wachstumsphase können in dieser Hinsicht schnell an ihre Grenzen gelangen. Der mittelständische Maschinenbauer und Technologielieferant VisiConsult X-Ray Systems & Solutions GmbH geriet in so eine Situation. Das norddeutsche Familienunternehmen bietet kundenspezifische Röntgen- und Inspektionssysteme an, die vorwiegend in der Luft- und Raumfahrt sowie der Automobilbranche zum Einsatz kommen und eine zerstörungsfreie Prüfung von Bauteilen ermöglichen. Die Sondermaschinen werden kundenindividuell angefertigt – jede Anlage ist ein Unikat. Das erhöht die Komplexität enorm, denn einzigartige Anlagen erfordert auch eine anspruchsvolle Prozesslandschaft. Vor allem im Angebotsprozess ist dies spürbar. Um Ineffizienz entgegenzuwirken und die zur Verfügung stehenden Ressourcen in Form von Zeit und Personal bestmöglich einzusetzen, ist transparente und klare Kommunikation gefragt.

Kommunikation oft mangelhaft

Einer Untersuchung von Bitkom Research im Auftrag von Autodesk zufolge klagen 64 Prozent der befragten Industrieunternehmen über eine unzureichende teamübergreifende Kommunikation. Der Bedarf an passenden Hilfsmitteln ist also hoch und Product Lifecycle Management ist eines davon. Als digitale Bauteilakte laufen hier alle Funktionen zusammen, um für Transparenz und Prozesssicherheit zu sorgen, indem alle Informationen sind jederzeit für alle Beteiligten einsehbar sind. Zu den erwartbaren Effekten einer Implentierung zählen konsistente Kommunikation, reduzierte Fehlerkosten und steigende Termintreue.

Eine Röntgeneinheit scannt ein Teil. Mit einem neuen Geschäftsmodell auf Abonnementbasis können VisiConsult-Kunden auf Röntgenbilder und Analysen nach Bedarf zugreifen. (Bild: ©Chris Mueller)
Eine Röntgeneinheit scannt ein Teil. Mit einem neuen Geschäftsmodell auf Abonnementbasis können VisiConsult-Kunden auf Röntgenbilder und Analysen nach Bedarf zugreifen. (Bild: ©Chris Mueller)

Austausch zwischen Firmen

Product Lifecycle Management betrifft auch die unternehmensübergreifende Kommunikation mit Partnern und Dienstleistern entlang der Wertschöpfungskette, wie beim mittelständischen Hersteller von Abfüllanlagen und Transportsystemen Feige Filling zu beobachten ist. Die implementierte PLM-Software von Autodesk unterstützt den Maschinenbauer dabei, seinen Lieferanten Zugang zu Auftragsdaten wie 3D-Modellen, Zeichnungen oder Stücklisten zur Verfügung zu stellen. Feige Filling hat außerdem eine Status-Ampel eingeführt, anhand derer interne und externe Projektbeteiligte erkennen können, welche Auftragspositionen besondere Aufmerksamkeit benötigen. Eine simple Maßnahme, die die Prozesse doch deutlich verbessert hat. Vor allem bei steigender Komplexität lohnt sich durchgängiges Product Lifecycle Management meistens. Dabei eignet sich der Einsatz vor allem für Unternehmen der diskreten Fertigung. So war es ein Problem bei VisiConsult, dass die mitgewachsenen Strukturen an ihre Grenzen stießen. Der Fertiger konnte durch die Einführung der cloudbasierten Autodesk-Anwendung wichtige Optimierungen vornehmen, indem Aufgaben nun beispielsweise eindeutig verteilt und überwacht werden können. Gerade die Erstellung kundenindividueller Angebote ist ressourcenintensiv – weshalb eine erhöhte Effizienz ein wichtiger Faktor für die Auftragsquote ist.

Vom IT- zum Change-Projekt

Die Implementierung einer PLM-Software sollte nicht nur von der technologischen Seite betrachtet werden. Bei ihrer Einführung kommt es darauf an, Mitarbeitende rechtzeitig einzubinden und im Umgang mit der Anwendung zu schulen. Lennart Schulenburg, Geschäftsführer bei VisiConsult, hebt außerdem hervor, dass die Umstellung auf digitales Product Lifecycle Management weitaus mehr umschließt als die Digitalisierung der Prozesse oder die digitale Überführung analoger Dokumente. Die Implementierung der PLM-Software hat das Team bei VisiConsult nämlich dazu angeregt, die gesamten Prozesse zunächst zu hinterfragen – und zu verbessern. Vor allem das kundenindividuelle Projektgeschäft basiert auf dem kontinuierlichen Informationsfluss. Daher profitiert es von optimierte Schnittstellen und dem Wegfall redundanter Arbeitsschritte. So wird aus der PLM-Integration ein Veränderungsprozess im Unternehmen, an den die Mitarbeitenden sorgsam herangeführt werden müssen.

(Bild: ©Chris Mueller)
(Bild: ©Chris Mueller)

Kern der digitalen Transformation

Im großen Bild der digitalen Transformation stellen die Anwendungen zum Product Lifecycle Management nur einige von vielen Bestandteilen dar. Neben digitalgestützter Zusammenarbeit, die für viele PLM-Aufgaben überaus wichtig ist, müssen viele Produktionsunternehmen die Entwicklung zur Massenindividualisierung adressieren. Dieser Begriff beschreibt die Anforderung an Unternehmen. individuelle Produkte zu den Kosten und in der Geschwindigkeit der Serienfertigung anzubieten. Ein weiterer Trend betrifft die Customer Experience, die stärker in den Fokus rückt. Auch in diesen Handlungsfelder lassen sich viele Prozesse mit digitalen Tools abbilden und verbessern. Eine weitere Säule stellen Smart Services dar. Diese erlauben Unternehmen, Umsatz neben dem klassischen Maschinen- und Anlagengeschäft zu erzielen. Als Smart Services werden Dienstleistungen bezeichnet, die erst durch die Verknüpfung von traditionellen Produktmerkmalen und Digitaltechnik möglich werden. VisiConsult hat beispielsweise ein Image-as-a-Service-Angebot aufgesetzt, in dem sich der Umsatz aus der Zahl der Befundungen errechnet. Und das PLM-System hilft dem Maschinenhersteller dabei, den Lebenszyklus der innovativen Produkte im Blick zu behalten.