Mit OPC UA standardisiert kommunizieren

Bild: ©gorodenkoff/stockadobe.com

Die heutige Fertigungsindustrie steht vor einer ständig wachsenden Nachfrage nach Produkten höchster Qualität, kurzen Markteinführungszeiten und effizienten Produktionsprozessen. Manufacturing Execution Systeme (MES) helfen dabei, diesen Herausforderungen zu begegnen. Gemäß der IEC 62264 fungieren sie als Bindeglied zwischen der Planungs- und der Fertigungsebene und ermöglichen die Überwachung, Steuerung und Optimierung von Fertigungsprozessen.

Die Implementierung einer Software allein reicht jedoch oft nicht aus, um die gewünschten Effekte zu realisieren. Die Standardisierung spielt bei Einführung eine entscheidende Rolle. Standardisierung bedeutet die Einführung gemeinsamer Richtlinien, Protokolle und Datenformate, um die Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen sicherzustellen und den Datenaustausch zu erleichtern. Ohne Standardisierung können Unternehmen mit komplexen Herausforderungen bei der MES-Integration konfrontiert werden. Es kann etwa zu Inkompatibilitäten zwischen verschiedenen Systemen, ineffizientem Datenaustausch oder gar Datenverlust kommen. Darüber hinaus kann eine mangelnde Standardisierung die Skalierbarkeit und Flexibilität der Fertigungsprozesse beeinträchtigen. Die Kommunikation und der Datenaustausch zwischen den Ebenen ist entscheidend, um Informationen schnell zu erhalten und darauf reagieren zu können.

OPC UA für die Smart Factory

In diesem Kontext rückt die Rolle von OPC UA als Komponente in einer Smart Factory in den Vordergrund. OPC UA (Open Platform Communications Unified Architecture) ist ein standardisiertes Kommunikationsprotokoll, das speziell für die Anforderungen der industriellen Automatisierung entwickelt wurde. Es ermöglicht die nahtlose Integration verschiedener Geräte und Systeme. Das Kommunikationsprotokoll verbindet das MES mit den verschiedenen Komponenten in der Fertigungsebene. Es erlaubt eine plattformunabhängige und sichere Kommunikation und Datenübertragung, wodurch Informationen in strukturierter Form ausgetauscht werden können.

Die Effekte reichen von verbesserter Transparenz und einen schnellen Einblick in die Fertigungsprozesse bis zur Möglichkeit, auf Abweichungen oder Störungen zu reagieren. Darüber hinaus erleichtert OPC UA die Skalierbarkeit und Interoperabilität in komplexen Fertigungsumgebungen, da es plattformunabhängig ist und verschiedene Anwendungsfälle abdeckt. Darüber hinaus sind auch Versionswechsel der einzelnen integrierten Teilsysteme im Laufe der Zeit erheblich einfacher und überschaubarer durchzuführen, was auch wiederum zu mehr Sicherheit und Kostenreduktion beiträgt.

OPC UA for Machinery Part 3 – Job Management

OPC UA for Machinery Part 3 – Job Management ist ein spezifischer Teil des OPC UA-Standards, der sich auf die Verwaltung von Jobs und Aufgaben in Maschinen und Anlagen konzentriert. Dieser Teil bietet ein Framework und eine Schnittstelle, die es Maschinen und Anlagen ermöglicht, Job-Informationen auszutauschen und zu verwalten. Diese Jobs können etwa Aufgaben, Arbeitsanweisungen oder Produktionsaufträge. Die Hauptziele sind:

  • Job-Verwaltung: Dieser Teil des Standards definiert die Struktur und Methoden zur Erstellung, Aktualisierung, Zuweisung und Verfolgung von Jobs. Dies ermöglicht die Koordination von Aufgaben in industriellen Abläufen.
  • Status und Fortschritt: Der Standard ermöglicht die Überwachung des Status und des Fortschritts von Jobs. Dies soll sicherstellen, dass Maschinen und Anlagen ihre Aufgaben ordnungsgemäß ausführen.
  • Fehlerbehandlung: Das Framework enthält auch Mechanismen zur Behandlung von Fehlern und Ausnahmen, die während der Ausführung von Jobs auftreten können.
  • Synchronisation: Die Schnittstelle ermöglicht die Synchronisation von Aufgaben und Ressourcen in komplexen Produktionsumgebungen.

OPC UA for Machinery Part 3 – Job Management ist besonders relevant in Bereichen wie der diskreten Fertigung, der Robotik und der Automatisierung, in denen die Koordination und Überwachung von Aufgaben und Jobs von entscheidender Bedeutung ist. Er ermöglicht eine effiziente Kommunikation und Koordination zwischen verschiedenen Maschinen und Anlagen in einem Produktionsprozess.

Prozesse oft individuell

Standardisierte MES-Funktionalitäten haben das Potenzial, die Produktionsprozesse zu optimieren, indem sie Transparenz, Kontrolle und Effizienz steigern. Allerdings sind Kundenprozesse oft individuell und speziell an die Anforderungen und Gegebenheiten eines Unternehmens angepasst. Um ein MES mit der erforderlichen Interoperabilität einzuführen ist es für Unternehmen daher von Vorteil, die eigenen Prozesse so weit als möglich zu standardisieren, um damit die Implementierungsphase einer MES-Software zu vereinfachen und die Komplexität zu reduzieren. Dies bedeutet nicht zwangsläufig eine komplette Umstrukturierung, sondern vielmehr die Integration von standardisierten Elementen.

Gewünschte Effekte erzielt

Müssen Prozesse an Standards angepasst werden, kann dies eine Herausforderung darstellen. Langfristig ergeben sich jedoch die angestrebten Effekte. Effizientere Produktionsprozesse, die vielfältige Verwertung digitalisierter Informationen bis hin zu KI und die Möglichkeit zur schnelleren Anpassung an sich ändernde Marktbedingungen sind nur einige der Vorteile, die durch die MES-Standardfunktionalitäten und die Anpassung von Unternehmensprozessen an diese Standards realisiert werden können.

Bild: Gfos mbH

Autor:

Andreas Kirsch ist Strategic Business Development Manager MES bei der GFOS mbH.







  • Achema 2024 mit Angeboten für Nachwuchskräfte

    Im Mittelpunkt des Achema-Auftakts am 10. Juni steht die Frage, wie sich die Prozessindustrie in einer Welt im Wandel erfolgreich positionieren kann. An allen fünf Messetagen sollen zudem zahlreiche Angebote…


  • KI in Fertigungsbranche vorn

    Die neunte Ausgabe von Rockwell Automations „State of Smart Manufacturing“ Report liefert Einblicke in Trends und Herausforderungen für Hersteller. Dazu wurden über 1.500 Fertigungsunternehmen befragt, knapp 100 der befragten Unternehmen…


  • Baustart für neues MPDV-Gebäude in Mosbach

    Am Unternehmenssitz in Mosbach errichtet MPDV ein neues Bürogebäude. Auf 2.800m² sollen 170 Arbeitsplätze entstehen. Zudem wird die MPDV-Junior-Akademie dort Räumlichkeiten beziehen.


  • Valantic und Forcam Enisco vereinbaren strategische Partnerschaft

    Das Beratungs- und Software-Haus Valantic und der Softwarespezialist Forcam Enisco mit Sitz in Böblingen haben eine strategische Partnerschaft geschlossen. Schwerpunkt der Kooperation soll auf Vernetzungs- und Analyse-Produkten für Fertiger liegen.


  • Innovationstreiber Thin[gk]athon: Kollaborative Intelligenz trifft auf Industrie-Expertise

    Der Thin[gk]athon, veranstaltet vom Smart Systems Hub, vereint kollaborative Intelligenz und Industrie-Expertise, um in einem dreitägigen Hackathon innovative Lösungsansätze für komplexe Fragestellungen zu generieren.